Ordnungsgemäßer Gebrauch von Heißluftsterilisatoren

Neben der Dampfsterilisation, die im medizinischen Bereich derzeit die empfohlene maschinelle Aufbereitungsart darstellt, gibt es weitere Möglichkeiten zur Sterilisation von Medizinprodukten. Eine davon, die ebenfalls weit verbreitet ist, ist die Heißluftsterilisation. Wie sie funktioniert, wofür sie angewendet werden kann und warum sie nicht in jedem Bereich zulässig ist, erläutern wir Ihnen in diesem Blogbeitrag.

Was ist Heißluftsterilisation und wie funktioniert sie?

Heißluftsterilisation ist ein physikalisches Sterilisationsverfahren, das mittels heißer, trockener Luft wirksam ist. Durch diese trockene Heißluft werden Keime und Mikroorganismen abgetötet. Im Gegensatz zur Dampfsterilisation sind hier deutlich höhere Temperaturen nötig. Das liegt daran, dass Proteine in feuchtem Milieu sehr viel schneller denaturieren (zerfallen) als in trockenem Zustand und trockene Luft eine geringere Wärmekapazität hat als gesättigter Wasserdampf. Dies bedeutet, dass in Heißluftsterilisatoren höhere Temperaturen und längere Haltezeiten als in Dampfsterilisatoren eingehalten werden müssen, um alle Keime und Mikroorganismen zuverlässig abzutöten.

Um die Abtötung von Keimen wie Bakterien, Viren, Pilzen und Sporen sicherzustellen, ist eine Temperatur von mindestens 180°C über einen Zeitraum von 30 Minuten notwendig. Die Sterilisationszeit beginnt erst bei vollständigem Erreichen der erforderlichen Temperatur. Dadurch addieren sich zur reinen Sterilisationszeit auch immer Aufheiz- und Abkühlzeit bei jedem Prozessdurchlauf.

Die notwendigen hohen Temperaturen haben zur Folge, dass das Verfahren der Heißluftsterilisation nur für absolut hitze-unempfindliche Instrumente, wie bspw. Scheren und Pinzetten aus Metall, oder Labor-, Glas- und Geräteteile geeignet ist.

Was sind die Vorteile von Heißluftsterilisation?

Trocken- und Wärmeschränke für Laboranwendungen oder kleine Heißluftsterilisatoren für Veterinärpraxen oder Nagelstudios sind in Anschaffung und Betrieb kostengünstiger als mit Wasser betriebene Dampfsterilisatoren. Zusätzlich ist oftmals der Wartungsaufwand geringer und die Bedienung sehr einfach.

Die weite Temperaturskala von Labor-Heißluft-Sterilisatoren ermöglicht eine breite Nutzungsvielfalt für weitere Zwecke, wie zum Beispiel die Trocknung oder Warmlagerung von Proben. Größere Sterilisationskammern arbeiten entweder mit natürlicher oder Zwangskonvektion (Luftumwälzung), um mit einem Ventilator einen schnelleren Wärmeübergang und damit eine möglichst gleichmäßige Temperatur zu erreichen.

Was sind die Nachteile von Heißluftsterilisation?

Trotz dessen, dass die Heißluftsterilisation ein anerkanntes Sterilisationsverfahren ist, weist sie deutliche Nachteile auf, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Die Wärmeübertragung in einem Heißluftsterilisator erfolgt langsam auf das Sterilgut, wodurch sich sogenannte Kälteinseln bilden können, die dann nicht optimal von der nötigen Temperatur in der erforderlichen Haltezeit erreicht werden. Hier könnten möglicherweise noch gesundheitsschädliche Keime vorhanden sein.

Darüber hinaus ist das Sterilisationsergebnis stark abhängig von der Beschickung des Sterilisators. Wird die Sterilisationskammer zu dicht bepackt oder liegen Instrumente überschneidend aufeinander, kann es dazu kommen, dass sich die Temperatur des Sterilisiergutes nicht gleichmäßig erhöht oder manche Flächen nicht von der heißen Luft erreicht werden. Hier können ebenfalls potenziell gesundheitsschädliche Mikroorganismen verbleiben.

Die Sterilisation mit Heißluft ist nicht wirksam bei schwer zugänglich konstruiertem Instrumentarium. Dazu gehören z.B. komplexe Hohlkörperinstrumente. Außerdem sorgt die lange Sterilisationszeit bei sehr hohen Temperaturen dafür, dass Dichtungen oder Gummimaterialien an Medizinprodukten porös und spröde werden. Dies führt zu schnellerem Verschleiß und Stellen am Instrument, die noch schwerer sicher aufzubereiten sind.

Bei der Entnahme unverpackter Instrumente aus dem Gerät nach dem Sterilisationsvorgang muss beachtet werden, dass diese sofort wieder mit Keimen aus der Umgebungsluft in Kontakt geraten und daher nicht mehr als steril gelten.

Was bedeutet das für die Nutzung von Heißluftsterilisation?

Laut Paragraf 8 der Medizinprodukte-Betreiberverordnung muss die Aufbereitung von bestimmungsgemäß keimarm oder steril zur Anwendung kommenden Medizinprodukten mit geeigneten validierten Verfahren durchgeführt werden. So muss der Erfolg dieser Verfahren nachvollziehbar sowie reproduzierbar gewährleistet sein und darf die Sicherheit und Gesundheit von Patienten, Anwendern und Dritten nicht gefährden.

Heißluftsterilisatoren lassen allerdings keine Verfahrensvalidierung zu. Möglicherweise vorhandene Kälteinseln, stark unterschiedliche Beschickungen und ungleiche Temperaturverteilung verhindern einen reproduzierbaren Prozess und einen einheitlichen Ablauf. Darüber hinaus lassen Heißluftsterilisatoren keine automatische Dokumentation zu, da die eben genannten Prozessparameter schwer gemessen werden können. Da ein validierbares Verfahren laut Medizinprodukte-Betreiberverordnung für den Schutz von Patient und Anwender zwingend nötig ist, ist die Sterilisation mit Heißluft im humanmedizinischen Bereich nicht gestattet.

Da als kritisch eingestufte Instrumente unbedingt mit feuchter Hitze sterilisiert werden müssen, ist im humanmedizinischen Bereich ein Autoklav/Dampfsterilisator zur Aufbereitung erforderlich. Heißluftsterilisation kann ausschließlich im nicht-humanmedizinischen Bereich eingesetzt werden und ist daher nur für den kosmetischen und veterinärmedizinischen Bereich nutzbar.

Der Steri-Shop stuft auch Tattoo- und Piercingstudios im humanmedizinischen Bereich ein und empfiehlt daher auch hier die Nutzung eines Autoklaven. Abhängig vom jeweiligen Bundesland oder der zuständigen Prüfanstalt können sich die Richtlinien diesbezüglich aber unterscheiden. Aus diesem Grund bitten wir darum, im speziellen Einzelfall zur Sicherheit immer die zuständige Behörde zu kontaktieren.

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