Die Bedeutung von Wasser im Praxis- und Laboralltag

Wasser ist ein besonderer Rohstoff, der uns in fast jedem Lebensbereich begegnet. In Praxis und Labor ist das Thema Wasser jedoch eng verknüpft mit dem Infektionsschutz und hat daher einen besonders hohen Stellenwert. Es müssen Verordnungen und Richtlinien eingehalten werden und die Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle und Wasseraufbereitung sind vielfältig. Der folgende Blogbeitrag soll einen Überblick geben, was Wasser in Praxis und Klinik ausmacht und wie es die erforderliche Qualität erhält.

Was macht Wasser in Praxis, Klinik und Labor so wichtig?

Neben den üblichen Übertragungswegen, über Hände, Flächen oder Aerosole, übertragen sich Keime auch übers Wasser. Dorthin gelangen sie beispielsweise über verunreinigte Wasserleitungen, ausgelöst durch Baustellen, Reparaturen an Wasserleitungen, Einleitungen und Rückspülungen oder andere Vorkommnisse. Ebenfalls problematisch sind Probleme im Gebäude wie z.B. alte Leitungen in der Praxis, bauliche Mängel, hydraulische Defizite, Stagnation durch selten genutzte Geräte oder defekte Armaturen.

Die so im Wasser gebundenen Mikroorganismen gelangen über Geräte, Waschbecken oder zahnärztliche Behandlungseinheiten in Praxisräume und Anwendungen. Im Praxisbereich können diese Keime auf Patient*innen oder Personal übertragen werden und Infektionen auslösen, im Laborbereich können Verunreinigungen Ergebnisse verfälschen oder Anwendungen beeinträchtigen. Hohe Wasserqualität ist somit wichtig, um Sicherheit in allen Bereichen zu gewährleisten.

Darum liegen auch umfassende Empfehlungen des Gesetzgebers, Verordnungen und Richtlinien vor, die den Schutz von Patient*in und Anwender*in sicherstellen. Beispielsweise müssen Praxen laut Infektionsschutz sicherstellen, dass wirksame Maßnahmen getroffen wurden, um die Weiterverbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden. Bis zum Ende der Wasserleitung greift die Trinkwasserverordnung; sobald das Wasser die Leitung verlässt, gilt es als Betriebswasser. Hier gilt dann das Infektionsschutzgesetz der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch-Institut - kurz KRINKO. Diese und weitere Gesetze müssen eingehalten werden, wenn regelmäßig mit Wasser gearbeitet wird.

Wasser in Praxis und Klinik

Wasser wird in Praxen auf vielfältige Art genutzt - beispielsweise zum Kühlen von Instrumenten, zum Reinigen und Desinfizieren von Medizinprodukten oder zum Händewaschen. Dabei steht man als Praxisbetreiber*in vor mehreren Herausforderungen: durch retrograde Kontamination kann das Wasser in den Geräten verunreinigt werden, in Schläuchen und Rohren bilden sich keimfreundliche Biofilme und das Wasser kann mit offenen Wunden in Berührung kommen und Infektionen begünstigen oder auslösen. Entspricht das Wasser, das in Thermodesinfektoren oder Sterilisatoren genutzt wird, nicht einer bestimmten Qualität, bilden sich Ablagerungen im Gerät und an den Instrumenten. Diese können die Lebensdauer der Medizinprodukte verkürzen oder ihre Qualität beeinflussen und damit auch die Sicherheit von Patient*in und Anwender*in gefährden. Damit dies nicht geschieht, sollte die Wasserqualität in der Praxis oder Klinik dauerhaft auf einem hohen Niveau gehalten und regelmäßig überprüft werden. Das ist über zyklische Kontrollen des Wassers sowie dauerhaft eingesetzte Wasseraufbereitungssysteme möglich.

Jede*r Praxisinhaber*in ist laut Sozialgesetzbuch rechtlich zur Durchführung eines Qualitätsmanagementsystems in seiner/ihrer Praxis verpflichtet. So wird eine dauerhafte Qualitätsförderung und -verbesserung sichergestellt. Ein Bestandteil dessen ist die Wasserhygiene. Beispielsweise darf nach DIN EN 1717 Wasser aus Behandlungseinheiten nicht in die allgemeine Wasserversorgung zurückfließen und benötigt dazu eine „normgerechte Sicherungseinrichtung“. Vor dem festen Einbau von Geräten oder anderen Behandlungseinheiten, z.B. im Dentalbereich, sollte überprüft werden, welche Qualität das in Ihrer Praxis ankommende Wasser hat. Eine Überprüfung des Leitungsnetzes durch eine*n sachkundige*n Sanitärinstallateur*in kann hier Auskunft bieten.

In Dental-Behandlungseinheiten taucht oft das Problem der Biofilmbildung auf. Überall, wo Wasser durch enge Rohre oder Schläuche fließt, bildet sich ein sogenannter Biofilm aus Mikroorganismen an den Innenwänden. Diese schleimige, natürlich entstehende Substanz, ist nicht zwingend gesundheitsgefährdend, erhöht aber das Infektionsrisiko stark. Ein Biofilm bietet optimalen Nährboden für krankheitserregende Keime und Schutz gegen chemische Mittel. Desinfektionsmittel haben es daher schwer, gegen diese resistenten Keime anzukommen. Das verkeimte Wasser aus solchen Schläuchen kann bei der Behandlung in offene Wunden gelangen oder als Sprühnebel eingeatmet werden und so schwere Infektionskrankheiten bei Personal und Patient*innen auslösen. Die Bildung eines Biofilms geschieht vor allem dort, wo Wasser länger als vier Stunden stagniert. Durch tägliches Spülen kann dem vorgebeugt werden, vermeiden lässt es sich allerdings nie gänzlich. Spezielle Filtereinheiten, die regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht werden oder die Anschaffung von modernen Behandlungseinheiten gehen gegen das Problem vor.

Wird in einer Praxis Trinkwasser an Patient*innen abgegeben, gilt dies als „öffentliche Tätigkeit“. Das ist der Fall, wenn bspw. Wasser zur Einnahme einer Tablette, zum Ausspülen des Mundes oder auch nur zum Händewaschen in der Patiententoilette, an den/die Patient*in abgegeben wird. Dann wird eine regelmäßige Kontrolle des Leitungswassers vom Gesundheitsamt vorgenommen, bei der mikrobiologische und chemische Grenzwerte sowie spezielle Indikatorparameter wie pH-Wert und Leitfähigkeit eingehalten werden müssen. Der Umfang und die Häufigkeit von Trinkwasseruntersuchungen werden meist vom betreffenden Gesundheitsamt festgelegt und sollten im Hygieneplan verankert werden. Für alle Trinkwasserinstallationen, also alle Rohrleitungen, Apparate und Armaturen zwischen dem Punkt der Übergabe des Trinkwassers (Wasserzähler) bis zum Wasserhahn, gelten die Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Alle angeschlossenen Apparate, die nicht Teil der Installation sind, wie zum Beispiel Reinigungs- und Desinfektionsgeräte und Dampfsterilisatoren, müssen mit einer Sicherungseinrichtung gegen Zurückfließen ausgerüstet sein. Sie unterliegen nicht mehr der Trinkwasserverordnung, dafür aber anderen spezifischen Hygienestandards. Eine Überschreitung von Grenzwerten kann gravierend für die Einrichtung sein und Folgekosten nach sich ziehen, um Mängel zu beheben. Eine regelmäßige Kontrolle, um Kontaminationen frühzeitig zu erkennen, und eine dauerhafte Sicherstellung der geforderten Wasserqualität ist daher immer zu empfehlen.

Wasser im Labor

Wasser wird im Labor besonders vielseitig eingesetzt. Es kommt bei allgemeinen, kritischen und biowissenschaftlichen Anwendungen, egal in welcher Branche, zum Einsatz - chemische Analytik, Halbleiter- oder Pharmaindustrie, bioanalytische und medizinische Forschung und weitere Anwendungsbereiche. Es wird für zahlreiche analytische und industrielle Anwendungen genutzt, egal ob bei der Herstellung von Medikamenten in der Pharmaindustrie, Chips und Schaltungen in der Halbleiterindustrie, bei der Produktion von Solarzellen oder zum Ansetzen von Nährmedien, Puffern und Reagenzien in der Forschung. Zusätzlich findet es in unkritischen Bereichen Anwendung, wie dem Heizen, Kühlen, Reinigen oder Spülen. Durch diese Vielseitigkeit ist Wasser höchster Qualität als Reinigungs- und Lösungsmittel unerlässlich und Wassersysteme spielen eine Schlüsselrolle in Laboren.

Die Qualität des eingesetzten Wassers ist deshalb so entscheidend, da Verunreinigungen und Schadstoffe Experimente und Arbeitsabläufe erheblich beeinträchtigen können und bestimmte Arbeitsabläufe ohne eine gewisse Wasserqualität nicht durchführbar sind. Reproduzierbare und verlässliche Ergebnisse sind in vielen Bereichen nur mit gleichbleibender Wasserqualität zu erreichen, da vorhandene Verunreinigungen Messergebnisse oder Anwendungsauswirkungen erheblich beeinflussen, verfälschen oder nicht brauchbar machen können. Letztlich falsche Ergebnisse können gravierende Folgen haben.

Um Prozesse zwischen unterschiedlichen Forschungs- und Industriebereichen anzugleichen, haben internationale und nationale Organisationen Normen und Richtlinien für die Wasserqualität in verschiedenen Branchen festgelegt. Zu den wesentlichen Qualitätsmerkmalen gehören die Leitfähigkeit bzw. der spezifische Widerstand des Wassers, die Menge organisch gebundenen Kohlenstoffs, der Partikelgehalt und die Keimzahl. 

Meist wird hierbei zwischen drei Reinheitsgraden unterschieden, Typ I, II und III, wobei der Verschmutzungsgrad von Typ III zu Typ I abnimmt und dort nahezu null beträgt. Verunreinigungen können organisch (Bakterien, Viren) als auch anorganisch (Salze, Metalloxide) sein. Die Typen lassen sich folgendermaßen beschreiben:

  • Typ III (auch „Umkehrosmose-Wasser“): für unkritische Anwendungen, z.B. zum Waschen von Glasgefäßen oder Wasserbädern, kann auch zur Speisung von Typ I-Wassersystemen verwendet werden.
  • Typ II (auch „Laborwasser“): für allgemeine Laboranwendungen, die einen höheren Grad an anorganischer Reinheit erfordern
  • Typ I (auch „Reinstwasser“): für Anwendungen, bei denen der Reinheitsgrad am kritischsten ist. Reinstwasser ist besonders stark bereinigtes Wasser, das auch für wichtige analytische Untersuchungen und molekularbiologische Anwendungen genutzt wird.

Zur Herstellung von Laborwasser gibt es je nach Anwendungsbereich verschiedene Verfahren. Die Möglichkeiten reichen über Filtration und Absorption, Oxidation und UV-Strahlung, Destillation und Membranverfahren. Zukünftig wird sich durch modernere Steuerungssysteme auch der Automatisierungsgrad verändern und zunehmen. Die Auswahl eines geeigneten Systems richtet sich nach dem Anwendungsbereich und den räumlichen Voraussetzungen.

Moderne Aufbereitungsanlagen bestehen meist aus einer Vorbehandlungsstufe, einer Zusatzaufbereitung, der Endaufbereitung und der Lagerung mit Verteilung. Auf der Vorreinigung beruht der Erfolg der weiteren Aufbereitungsschritte, hier werden Ablagerungen von Salzen und biologischen Wasserinhaltsstoffen reduziert. Nach der Filtrationsstufe folgt ein gewähltes Verfahren je nach Anlage, wie Aktivkohlefilterung, Enthärtung im Ionenaustauscher-Verfahren oder Umkehrosmose. Zusätzlich kann bspw. eine Elektrodeionisation eingesetzt werden, wenn für spezielle Bereiche kleinste Teilchen ausgefiltert werden müssen. Lagerung und Verteilung des Wassers sind ebenfalls kritische Bereiche des Wassersystems, da das Wasser möglichst ohne Qualitätsverluste zum Verbraucher/Ort der Nutzung gelangen sollte. Um die Verteilung optimal zu planen, müssen Faktoren wie der Druck, die Bezugsmenge, die Dauer des Bezugs sowie die Häufigkeit des Bezugs über den Tagesverlauf einbezogen werden. Für die kalte Lagerung und Verteilung wird das aufbereitete Wasser in einem Reinwassertank gelagert, die Tankgröße richtet sich dabei nach den örtlichen Gegebenheiten, der Produktionsmenge der Aufbereitungsanlage und der dem Spitzenverbrauch.

Möglichkeiten der Wasseraufbereitung und Qualitätskontrolle

Bei der Auswahl einer geeigneten Lösung zur Sicherstellung der Wasserhygiene muss auf zwei Punkte besonderer Wert gelegt werden: die nachgewiesene Effektivität in Bezug auf die Keimreduktion und die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben. Da die Normen und Gesetze oftmals umfassend und unverständlich sind, bietet es sich an, einen zuverlässigen, fachkundigen Partner im Bereich der Wasseraufbereitung zu Rate zu ziehen. Der Steri-Shop bietet Ihnen ein umfangreiches Sortiment an Produkten und Systemen zur Wasseraufbereitung wie auch umfassende Beratungen und regelmäßige Serviceleistungen, die die Wasserqualität in Ihrer Praxis oder Ihrem Labor sicherstellen. Folgende Anwendungsbereiche decken wir für Sie ab:

  • Wasseranalyse: Eine Wasseranalyse wird für kleinere Arztpraxen nicht grundsätzlich benötigt, da man sich hier meist an der Trinkwasserqualität des Standortes orientieren kann. Für größere Anlagen in Laboren ist diese jedoch meistens Pflicht, da hier deutlich strengere Grenzwerte einzuhalten sind. Aber auch für kleinere Praxen kann eine eigene Analyse sinnvoll sein, wenn beispielsweise bekannt ist, dass die Hausleitungen sehr alt sind oder weitere besondere Voraussetzungen vorliegen.
  • Ionenaustauscher-Verfahren: Das Ionenaustauscher-Verfahren funktioniert über eine Mischbettharzpatrone, in der leitende Ionen gegen nichtleitende ausgetauscht werden. Ionentauscher werden vor medizinische Aufbereitungsgeräte geschalten, damit das genutzte Wasser weder im Gerät noch auf den Instrumenten schädliche Ablagerungen bildet.
  • Umkehrosmose-Verfahren: Eine Umkehrosmose ist ein „erzwungener“ Austausch von Teilchen im Wasser. Die Wasserqualität wird hierdurch deutlich verbessert. Je nach Anlagengröße können damit Autoklaven oder Thermodesinfektoren, aber auch Laborgeräte gespeist werden.
  • Filtersysteme: Endständige Sterilfilter werden bspw. in Dental-Behandlungseinheiten eingesetzt, um Infektionen für den Patienten zu verhindern. Die Filter können meist leicht selbst eingesetzt, gereinigt und gewechselt werden und verhindern die Bildung eines Biofilms.

Dies ist lediglich ein kurzer Einblick in die von uns angebotenen Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Wasseraufbereitung. Gerne beraten wir Sie rund um das Thema, speziell zugeschnitten auf Ihre Praxis, Ihre Klinik oder Ihr Labor. Kontaktieren Sie uns gerne per Mail, Telefon oder Fax mit Ihrem Anliegen. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!


Quellen:
https://magazin.vanderven.de/wasser-der-praxis-alles-klar/
https://www.zahnarztpraxis-wassertest.de/
https://www.zahnarztpraxis-wassertest.de/wasser-in-der-praxis/wasser-in-der-dentaleinheit/
https://www.pharma-food.de/utilities-services/herstellung-von-pharma-reinwasser-in-der-praxis.html
https://www.laborpraxis.vogel.de/unerlaesslich-fuer-das-labor-reinstwassersysteme-a-302182/
https://www.dgsv-ev.de/wp-content/uploads/2016/09/T2V7_2014_Praxis_der_Medizinprodukteaufbereitung_.pdf
https://www.kvhessen.de/fileadmin/user_upload/kvhessen/Mitglieder/Praxismanagement/HYGIENE_Trinkwasseruntersuchung-in-der-Praxis_Artikel-Auf-den-Punkt_01032016.pdf
https://blog.omnilab.de/die-bedeutung-von-wasser-im-laboralltag/

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