Instrumentenaufbereitung durch manuelle Reinigung und Desinfektion

Moderne medizinische Arbeit ist ohne Medizinprodukte nicht umsetzbar. Täglich müssen Instrumente aller Art ordnungsgemäß eingesetzt werden, um Krankheiten zu mildern, Gesundheitskontrollen möglich zu machen oder Patientenleben zu retten.  Der Kontakt mit Medizinprodukten, an denen sich noch Reste von Blut, Speichel, Eiter, Gewebe oder Zahnsubstanzen befinden, stellt große Infektionsrisiken dar, sowohl für Patient*innen als auch für das Praxisteam.

Um solche Infektionsrisiken zu vermeiden, ist die hygienisch einwandfreie Reinigung und Desinfektion von Instrumenten ein essenzieller Teil der Praxishygiene, der besonders gewissenhaft und sorgfältig erfüllt werden sollte. Auch wenn maschinellen Aufbereitungsverfahren grundsätzlich der Vorzug zu geben ist, sind manuelle Verfahren nach wie vor zulässig und werden in vielen Praxen und Kliniken genutzt. Im folgenden Blogbeitrag erläutern wir, wo und wie manuelle Aufbereitung eingesetzt wird, wie sie abläuft und was zwingend notwendig ist, um Risiken für Patient*in und Anwender*in zu vermeiden.

Welche Art der Aufbereitung wähle ich?

Wie bereits erwähnt, ist neben der maschinellen auch die manuelle Reinigung und Desinfektion zulässig. Die maschinelle Aufbereitung ist dabei immer zu bevorzugen, da die Prozesse in jedem Fall immer gleich ablaufen und daher reproduzierbar und standardisierbar sind. Außerdem spart die Nutzung eines Thermodesinfektors Zeit und Aufwand für Ihr Praxisteam, da während der Reinigung und Desinfektion im Gerät andere anfallende Aufgaben erledigt werden können. Im Gegensatz zur maschinellen Aufbereitung sind die Erfolge von der Gewissenhaftigkeit und der Sachkenntnis der Ausführenden abhängig. Die Aufbereitung dürfen daher nur Personen ausführen, die aufgrund Ihrer Position und Qualifikation geeignet sind.

Um eine korrekte Aufbereitung durchführen zu können, muss zuerst eine Risikobewertung der genutzten Instrumente erfolgen. Danach muss jedem Instrument abhängig von der vorgesehenen Anwendung, Risikobewertung und Einstufung ein geeignetes Aufbereitungsverfahren zugeordnet werden. Die Herstellerangaben geben hier Auskunft über die erlaubte bzw. empfohlene Art der Aufbereitung.

Entscheidet man sich für die manuelle Art der Aufbereitung, darf diese zu keinem schlechteren Ergebnis führen als die maschinelle. Sie muss nach standardisierten Verfahren durchgeführt werden und zu reproduzierbaren Ergebnissen führen. Außerdem kommen ausschließlich auf Wirksamkeit geprüfte und für die Instrumente geeignete, materialverträgliche Mittel zum Einsatz. Die Aufbereitung muss auf der Basis gesetzlicher Anforderungen stattfinden und nach festgelegten Arbeitsanweisungen erfolgen, die schriftlich niedergelegt wurden. Die Ergebnisse der Aufbereitung müssen dokumentiert werden.

Medizinprodukte der Klassifizierung Kritisch B dürfen keinesfalls manuell aufbereitet werden! Hier bieten sich die Möglichkeiten der maschinellen Reinigung und Desinfektion in einem Thermodesinfektor oder die Nutzung von Einmalartikeln.

Wie läuft die manuelle Aufbereitung ab?

Instrumente dürfen nach der Benutzung nicht zwischengelagert werden und müssen direkt der Aufbereitung zugeführt werden. Ausnahmen sind spezielle Behältnisse oder Feuchthaltemittel, die ein Festsetzen von Rückständen verhindern. Alle benutzten Instrumente müssen gemäß Desinfektionsplan und Verfahrensanweisung aufbereitet werden (einzige Ausnahme sind Einmalartikel). Dazu zählen auch Instrumente, die bereitgelegt, aber nicht genutzt wurden. Diese können ebenfalls kontaminiert sein und müssen daher vor der nächsten Nutzung aufbereitet werden.

Unabhängig  davon, ob manuell oder maschinell aufbereitet wird, sind alle wichtigen Aufbereitungsschritte zwingend einzuhalten. Die manuelle Aufbereitung im (Ein-)Tauchverfahren läuft folgendermaßen ab:

  1. Vorbehandlung, Sammlung, Vorreinigung (sowie ggf. Zerlegung)
    1. Vor Beginn der Aufbereitung sind Schutzhandschuhe anzulegen, bei Spritzgefahr sind Schutzbrille und Schutzkittel zu tragen.
    2. Die manuelle Aufbereitung findet in Instrumentenwannen mit Einsatzkorb und Deckel statt oder ggf. in einem Ultraschallreinigungsgerät.
    3. Insbesondere, wenn noch Rückstände am Instrument anhaften, ist eine manuelle Vorreinigung erforderlich. Hierbei reicht es nicht aus, lediglich Wasser über das Instrument laufen zu lassen. Nur vollständig gereinigte Medizinprodukte ohne anhaftende Reste können sicher desinfiziert werden.
    4. Grobe Verschmutzungen wie Blut und Hautreste werden vorsichtig mit einem Zellstofftuch entfernt, damit das Reinigungsmittel später alle Flächen der Materialoberfläche erreicht. 
    5. Einige Instrumente müssen eventuell vor der Aufbereitung geöffnet oder in Einzelteile zerlegt werden (soweit möglich und vorgesehen). 
  2. Transport zum Ort der Aufbereitung
    • Die benutzten (d.h. auch nur für die Behandlung bereitgelegten) Instrumente werden sicher umschlossen und auf kürzestem Weg in den Aufbereitungsraum transportiert.
  3. Reinigung und Desinfektion, Spülung und Trocknung
    • Die gebrauchsfertige Lösung des Reinigungs- und Desinfektionsmittels wird exakt gemäß den Herstellerangaben zur Dosierung angesetzt. Dosierung, Einwirkzeit und Standzeit der Lösung müssen für alle Nutzer sichtbar dokumentiert werden. Die Lösung muss, sofern vom Hersteller nicht anders empfohlen, mindestens einmal werktäglich erneuert werden. Bei optisch erkennbaren Verschmutzungen ist sie sofort zu erneuern.
    • Die Instrumente werden so zur Reinigung in die Lösung eingelegt, dass sie blasenfrei und vollständig benetzt sind und sich nicht überlagern.
    • Oft hilfreich, jedoch nicht in jedem Fall notwendig, ist ein Ultraschallbad, das die Reinigungswirkung verstärkt. Dies ist besonders bei anhaftenden Rückständen zu empfehlen, da die Aufbereitung erleichtert wird und die Reinigungszeit für die Mitarbeiter*innen verkürzt wird. Achten Sie hierbei unbedingt auf die Ultraschallverträglichkeit des Prozessmediums und des Instruments.
    • Die Reinigungswirkung wird durch Temperaturen um 45 Grad gefördert, höhere Temperaturen können zu Proteinfixierungen führen.
    • Nach der Reinigung folgt der Übergang ins Desinfektionsbad. Hierbei ist zu beachten, dass zu hohe Konzentrationen und zu lange Einwirkzeiten zu Materialschäden führen können, eine zu niedrige Konzentration zu mangelhafter Desinfektionswirkung.
    • Nach der vorgegebenen Einwirkzeit werden die Instrumente gründlich mit Trinkwasser abgespült.
    • Die Instrumente werden mit einem sauberen und fusselfreien Tuch und/oder mit Druckluft getrocknet.
  4. Prüfung auf Sauberkeit und Unversehrtheit
    • Nach erfolgter Reinigung und Desinfektion müssen alle Instrumente visuell geprüft werden. Da hier eine sehr genaue Sichtkontrolle erfolgen muss, ist ggf. die Verwendung einer Lupe hilfreich.
  5. Pflege und Instandsetzung
    • Die Gelenke mancher Instrumente sollten nach der Desinfektion, sofern dies vom Hersteller vorgegeben ist, geölt werden. Hierzu sollte ein vom Hersteller empfohlenes Pflegeöl genutzt werden.
  6. Funktionsprüfung
    • Nach der Sichtprüfung (und der ggf. durchgeführten Pflege) erfolgt die Funktionskontrolle. Hierbei wird die Funktionstüchtigkeit der Instrumente überprüft; beispielsweise bei spitzen Instrumenten die Prüfung auf Widerhaken, bei Gelenkinstrumenten auf Gängigkeit und bei scharfen Instrumenten auf die Schärfe.
    • Stumpfe, beschädigte oder verbogene Instrumente werden aussortiert oder zur Reparatur gegeben.
  7. Ggf. Kennzeichnung
    • Instrumente, die laut Hersteller nur eine begrenzte Anzahl von Aufbereitungen durchlaufen dürfen, müssen entsprechend gekennzeichnet werden.
  8. Verpackung und Sterilisation
    • Je nach Einstufung des Medizinproduktes erfolgt eine Sterilisation
    • Unkritisch: Sterilisation nicht erforderlich
    • Semikritisch: Sterilisation optional
    • Kritisch: Sterilisation verpflichtend

Der Aufbereitungsprozess endet immer mit der dokumentierten Freigabe des Medizinproduktes zur Anwendung. Eine vollständige und gründliche Reinigung und Desinfektion dient dem Werterhalt der Instrumente und der Sicherheit von Patient*in und Anwender*in.

Neben der manuellen Aufbereitung im Eintauchverfahren gibt es weitere Verfahren, die die Aufbereitung von Medizinprodukten ermöglichen, die weder im Eintauchverfahren noch im RDG desinfiziert werden dürfen/können, wie z.B. Flächen.

  • Sprüh- und Wischverfahren: Flächendesinfektionsmittel sollten eine kurze Einwirkzeit (z.B. Mittel mit Alkohol) aufweisen. Da Sprühnebel aus gesundheitlichen Gründen zu vermeiden ist, sollte das Mittel direkt auf das Wischtuch gesprüht werden und die Fläche damit abgerieben, oder getränkte Tücher genutzt werden. Nach Beendigung des Verfahrens werden alle Produkte auf Sauberkeit, Unversehrtheit und Funktionsfähigkeit überprüft.
  • Sprühverfahren auf Innenflächen mithilfe spezieller Adapter: Bei Innenflächen von Medizinprodukten mit Hohlräumen (z. B. Übertragungsinstrumente), die nicht im Eintauchverfahren oder durch Sprühtechnik desinfiziert werden können, ist die Reinigung und Desinfektion nur mit einem speziellen Adapter durchführbar. Diese manuelle Aufbereitungsart muss jedoch durch den Hersteller des Medizinproduktes freigegeben werden und ihre Wirksamkeit durch unabhängige Gutachten zugelassener Prüflaboratorien belegt sein. Für die manuelle Reinigung der Innenflächen sollte ein Desinfektionspräparat verwendet werden, das keine Proteine fixiert (also kein Alkohol).

Können Prozessmedien beliebig kombiniert werden?

Bei der Verwendung von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln muss sowohl auf die Kompatibilität zum Instrument als auch untereinander geachtet werden, um weder Anwender*in noch Patient*in zu gefährden und das Instrumentarium zu schonen. Welches Mittel für ein spezielles Medizinprodukt geeignet ist, ergibt sind aus verpflichtenden Angaben des Herstellers, die gewährleisten, dass Instrumente mit geeigneten Wirkstoffen aufbereitet werden. Die richtige Auswahl  von Prozessmedien garantiert den Werterhalt der Instrumente ebenso wie die ordnungsgemäße Reinigung und Desinfektion.

Bei längerer Nutzung eines Reinigungsproduktes können sich auf den Instrumenten Rückstände bilden, die beim Wechsel des Mittels chemische Unverträglichkeitsreaktionen auslösen können. Daher müssen vor einem Wechsel zwingend alle Rückstände entfernt werden. Dazu werden alle Instrumente gemäß Herstellerempfehlungen gereinigt, danach mit Wasser nachgespült, bis kein Schaum mehr entsteht und abschließend mit alkoholischer Lösung gespült.

Besonders zu erwähnen ist hierbei der gemeinsame Einsatz von aldehyd- und aminhaltigen Desinfektionsmitteln, da die beiden Wirkstoffgruppen miteinander reagieren und zu unumkehrbaren bräunlichen Verfärbungen führen. Diese Inkompatibilität kommt häufig zum Tragen, wenn das Desinfektionsmittel gewechselt wird. Dieselbe Reaktion tritt auf, wenn beispielsweise Arbeitsflächen mit einem aldehydhaltigen Mittel bearbeitet wurden und Tropfen der aminhaltigen Instrumentendesinfektion auf diese Flächen gelangen.

Wie unterscheiden sich Desinfektionsmittel in Bezug auf ihr Wirkspektrum?

Der Wirkungsbereich kann sich gegen ganze Erregergruppen richten, gegen ihre Subgruppen oder nur gegen einzelne Erreger. Im Idealfall ist der Wirkungsbereich groß und umfasst nahezu alle Erregerarten.

Bakterizid: wirksam gegen alle vegetativen Bakterien

Problematisch sind hier die Bakteriensporen (widerstandsfähige Dauerformen von Bakterien), wie z.B. Clostridium- und Bacillus-Stämme, gegen die auch Alkohole unwirksam sind. Bis heute steht kein zugelassenes sporizides Desinfektionsmittel für die Haut zur Verfügung.

Levurozid: wirksam gegen Hefen

Fungizid: wirksam gegen Hefen und Schimmelpilze (Pilze und Pilzsporen)

Viruzid:

  • Begrenzt viruzid: wirksam gegen behüllte Viren (z.B. HBV, HCV, HIV, Influenza)
  • Begrenzt viruzid PLUS: wirksam gegen behüllte Viren und Noro-, Rota- und Adenoviren
  • Viruzid: wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren (z.B. Enteroviren)

Manuelle Reinigung und Desinfektion im Steri-Shop

Der Steri-Shop bietet ein breites Spektrum an Produkten für die manuelle Aufbereitung. Neben Reinigungs- und Desinfektionswannen führen wir auch verschiedene Prozessmedien für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Je nach Fachbereich oder Anwendungsgebiet gibt es hier universell einsetzbare Reinigungsmittel für viele Nutzungsbereiche, aber auch spezielle Produkte für einzelne Instrumentengruppen. Auch Spezialprodukte wie Korrosionsschutz, Antischaummittel oder Instrumentenpflege finden Sie im Shop. Gerne beraten wir Sie bei der Auswahl der für Sie passenden Produkte oder aber auch bei der Frage, ob die manuelle Aufbereitung die richtige für Sie ist. Unser Serviceteam hilft Ihnen gerne telefonisch, per Mail oder Fax weiter.


Quellen:
https://www.hybeta.com/validierung/manuelle-aufbereitung/
https://www.hygienewissen.de/schulungsmodule/instrumentendesinfektion/manuelle-aufbereitung-von-instrumenten/
https://www.bzb-online.de/mai11/37_39.pdf
https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/hygiene/story/anforderungen-an-die-aufbereitung-von-medizinprodukten__1307.html
https://www.bbraun.de/de/produkte-und-therapien/hygiene/instrumente.html#
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-17-2017/mikrobizid-fungizid-viruzid

Passende Produkte: