Reinigung, Desinfektion und Sterilisation - alles dasselbe?

Reinigung, Desinfektion und Sterilisation sind Begriffe, die im Alltag der Instrumentenaufbereitung häufig verwendet werden. Dabei werden sie leider oft synonym genutzt, obwohl es sich um unterschiedliche Arbeitsschritte und Wirkweisen handelt. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass Keime entfernt werden sollen - aber worin liegen die Unterschiede? Der folgende Blogbeitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Keimreduktion und wie sie aufeinander aufbauen.

Reinigung

Reinigung ist immer der erste Arbeitsschritt bei der Aufbereitung, unabhängig davon, ob es sich danach um die Aufbereitung von kritischem oder unkritischem Instrumentarium handelt. Mit dem Begriff Reinigung wir die mechanische Beseitigung von (meist sichtbaren) Verunreinigungen wie Staub oder Schmutz, aber auch unsichtbarem organischem Material, beschrieben. 

Bei einer Reinigung werden Mikroorganismen zwar reduziert, aber nicht abgetötet, es wird lediglich verhindert, dass sich Mikroorganismen auf Oberflächen vermehren können. Durch gründliche Reinigung kann die Kontamination um 50 bis 80 Prozent reduziert werden, das bedeutet aber, dass auch auf optisch sauberen Oberflächen weiterhin Keime vorhanden sind. Daher ist die Reinigung für eine effektive Infektionskontrolle auch nur ein erster Teilschritt.

Für viele Anforderungen ist eine gründliche Reinigung bereits ausreichend, wie z.B. Fußböden. Gereinigt wird mit Lösungen aus Wasser und Seife oder enzymatischen Reinigern, die mit speziellen Utensilien wie Bürsten oder Flüssigkeitswannen genutzt werden. Für anspruchsvollere Oberflächen, wie in Bädern und Küchen, kommen kompliziertere Verfahren, wie z.B. Ultraschall, zum Einsatz. Reinigung kann je nach Anwendungsgebiet und Ziel manuell oder maschinell erfolgen.

Desinfektion

Desinfektion reduziert die Zahl der krankheitserregenden Keime auf ein sicheres Niveau, damit keine Infektionsgefahr mehr vom Gegenstand oder der Oberfläche ausgeht. Krankheitserreger werden zu 99,999% inaktiviert und es können keine Infektionen mehr ausgelöst werden. Bei optimaler Desinfektion bleiben also von einer Million Keimen nur zehn übrig. Da Desinfektionsmittel nicht den Schmutz von Oberflächen abnehmen, ist eine vorherige Reinigung unvermeidbar, um die volle Wirksamkeit zu gewährleisten. Zusätzlich muss immer die exakte Dosierung beachtet werden. Hierzu ein Beispiel: Wenn ein Flächendesinfektionsmittel zwei Minuten benötigt, um behüllte Viren auszuschalten, wirkt es nicht desinfizierend, wenn die behandelte Oberfläche bereits nach einer Minute abgewischt wird.

Für die Desinfektion gibt es je nach Anwendungsbereich verschiedene Möglichkeiten, die spezifisch ausgewählt werden müssen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Es existieren chemische, physikalische und chemophysikalische Desinfektionsmethoden: 

  • Chemische Desinfektion: Die Erreger werden durch biozide Wirkstoffe inaktiviert, je nach Einsatzgebiet eignen sich unterschiedliche Wirkstoffe, zum Beispiel Alkohole oder Aldehyde. Die chemische Desinfektion birgt aber auch Risiken: Inkompatibilitäten zwischen Wirkstoffen unterschiedlicher Produkte, die zu Wirkungslücken führen können; eine eventuelle Rekontamination bei der Spülung von Instrumenten mit Wasser und möglicherweise entstehende Gesundheitsrisiken durch Inhaltsstoffe (hochentzündlich, ätzend, reizend, allergisierend).  Generell ist die chemische Desinfektion mit hohen Materialkosten und z.T. mit Korrosionsrisiken verbunden, erzeugt Abfälle und Umweltbelastungen. Daher ist die physikalische Desinfektion sicherer und der chemischen vorzuziehen.
  • Physikalische Desinfektion: Die Mikroorganismen werden durch Hitze (trockene Hitze oder Dampf) oder Strahlung (UV-Licht, γ-Strahlung) abgetötet. Die physikalische Desinfektion bietet die Vorteile der Prozessdokumentation (wichtig für eine Validierung), die höhere Umweltverträglichkeit, erhöhte Arbeitssicherheit und Personalschutz und das Vermeiden von Wirkungslücken. Kritisch zu betrachten sind die hohen Kosten zu Beginn einer Anschaffung und die Thermolabilität mancher Materialien.
  • Chemophysikalische Desinfektion: Die chemothermische Desinfektion kombiniert beide Verfahren und lässt chemische Wirkstoffe bei hohen Temperaturen einwirken (z.B. bei der Aufbereitung von Endoskopen).

In der Praxis ist die thermische Desinfektion über ein Reinigungs- und Desinfektionsgerät immer der manuellen vorzuziehen, da es weniger Sicherheits- und Anwendungsrisiken gibt.

Desinfektionsmittel für die chemische Desinfektion werden nach ihrem Wirkspektrum vom Robert-Koch-Institut eingeteilt:

  • Wirkungsbereich A zur Abtötung aller vegetativen Bakterienformen und Pilzen sowie Pilzsporen
  • Wirkungsbereich B zur Abtötung von Viren (unterteilt in begrenzt viruzid, begrenzt viruzid PLUS und viruzid)
  • Wirkungsbereich C zur Abtötung der Sporen des Milzbranderregers
  • Wirkungsbereich D zur Abtötung der Sporen der Erreger von Gasödem und Wundstarrkrampf

Das RKI nennt für alle Anwendungs- und Wirkungsbereiche geprüfte, d.h. wirkungssichere Produkte und Verfahren. Die Wirksamkeit hängt jeweils auch von der Temperatur, der Einwirkzeit und der Dosierung ab.

Zur manuellen Aufbereitung mit chemischen Desinfektionsmitteln haben wir einen ausführlichen Blogbeitrag verfasst, der dieses Thema im Detail aufgreift. 

Sterilisation

Sterilisation ist wesentlich aggressiver als die Desinfektion und minimiert die Keimzahl nicht nur, sondern hat absolute Keimfreiheit zum Ziel. Alle Mikroorganismen werden abgetötet, um ein Objekt steril zu machen. Ein Gegenstand wird als steril eingestuft, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein lebender Keim am Objekt vorhanden ist, kleiner als 1:1.000.000 ist.

Nirgends sonst ist Sterilität so wichtig wie im medizinischen Bereich - Medizinprodukte, die mit Blut, inneren Geweben, Organen und Wunden in Kontakt kommen, können bei unzureichender Sterilisation gefährliche Infektionen auslösen und schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.

Für die sichere Sterilisation gibt es mehrere Möglichkeiten, je nach Anwendungsbereich.

  • Physikalische Sterilisation: Die keimtötende Wirkung wird durch Hitze erreicht, die zu irreversiblen Veränderungen der Eiweiße von Mikroorganismen führt. Die Dampfsterilisation („feuchte Hitze“, z.B. 134°C für fünf Minuten oder 121°C für 20 Minuten) oder die Heißluftsterilisation („trockene Hitze“; z.B. 180°C, 30 Minuten) werden bevorzugt bei metallischen Gegenständen bevorzugt.
  • Strahlensterilisation: Beta- oder Gammastrahlen vernichten die Nukleinsäuren der Zellen, hierdurch müssen keine hohen Temperaturen einwirken und die Strahlensterilisation ist geeignet für thermolabile Materialien. Wegen der enormen Kosten und dem sehr hohen Aufwand kommt diese Sterilisationsart nur in der industriellen Produktion von Sterilgut zum Einsatz (z.B. Einmalartikel wie Verbände, Katheter).
  • Chemische Sterilisation: Plasmasterilisation (H2O2) oder Gassterilisation (Ethylenoxid, Formaldehyd) werden ebenfalls bei thermolabilen Materialien wie z.B. Plastikspritzen oder -infusionsbestecken genutzt. Die Gassterilisation erfolgt bei 55°C und wirkt durch Denaturierung, bei der ein toxisches Gas die Eiweißstoffe irreversibel verändert. Die hohen sicherheitstechnischen Anforderungen an die Räumlichkeiten machen die Gassterilisation zu einem speziellen und kostspieligen Verfahren.

Vor jeglicher Art der Sterilisation muss das Sterilisiergut vollständig gereinigt und getrocknet werden. Bei der Instrumentenaufbereitung muss die Reihenfolge von Reinigung, Desinfektion und Sterilisation strikt eingehalten werden. Nur so kann eine völlige Abtötung aller Keime gewährleistet werden, die Patienten und Anwender schützt.

Umgang mit sterilem Material

Nach der vollständig durchgeführten Aufbereitung und dem Durchlaufen aller nötigen Arbeitsschritte für den jeweiligen Anwendungsbereich und die richtige Instrumentenklassifizierung, folgt die Verpackung und Lagerung des sauberen Sterilguts. Hier ist eine passgenaue Organisation nötig, da die Verwendung von kontaminiertem Sterilgut unbedingt ausgeschlossen werden muss.

Eine sichere Verpackung ist in Klarsichtbeuteln und -folien sowie in Sterilcontainern aus Metall möglich, diese erlauben eine aseptische Öffnung und Entnahme für die Verwendung. Die Lagerung muss trocken, staubfrei und dunkel erfolgen. Hierfür müssen geeignete Räumlichkeiten vorliegen, die ausreichende Belüftung und keine Temperaturschwankungen aufweisen. Der Vorrat an aufbereitetem Instrumentarium sollte knapp und realistisch bemessen sein, gelagerte Instrumente sollten der Wirtschaftlichkeit halber mit ältestem Verfallsdatum zuerst genutzt werden. Vor Gebrauch der sterilen Produkte sollten Verpackungen auf Unversehrtheit geprüft und das Haltbarkeitsdatum sowie der Farbindikator auf der Verpackung kontrolliert werden. Sterilgut wird ausschließlich mit sterilen Handschuhen oder einer sterilen Pinzette berührt.

Reinigung, Desinfektion und Sterilisation - ähnlich und doch so unterschiedlich

Wie oben ausgeführt, sind Reinigung, Desinfektion und Sterilisation bei weitem nicht dasselbe, aber dennoch miteinander verknüpft. Die Prozesse bauen aufeinander auf und sind verschiedene Stufen bei der Entfernung von schädlichen Mikroorganismen. Der Einsatz der drei Verfahren muss für jeden Anwendungsbereich individuell ausgewählt und immer im Einzelfall betrachtet werden. Nichtsdestotrotz ist eines festzuhalten - die exakte Ausführung bringt den tatsächlichen Erfolg der Maßnahme!

Das Team des Steri-Shop ist Ihnen gerne behilflich bei der Auswahl der richtigen Aufbereitungsverfahren und beantwortet Ihnen auch sonst gerne jegliche Fragen zu den Themen Reinigung, Desinfektion und Sterilisation. Kommen Sie gerne mit Ihrem Anliegen auf uns zu, unser Serviceteam ist für Sie da!

Quellen:
https://www.tunap.com/de/tunap/unternehmen/blog/story_detail_172224.php
https://viamedici.thieme.de/lernmodul/5098089/subject/hygiene/allgemeines+und+methoden/reinigung+desinfektion+sterilisation
https://www.abipur.de/referate/stat/651968578.html
https://praxistipps.focus.de/desinfizieren-und-sterilisieren-das-ist-der-unterschied_118387

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